Modellbahnthemen

Lokgeräusche lassen sich auch im MpC-Analogbereich verwirklichen



Die US-Firma Broadway Limited Imports (Florida) vertreibt Loks mit Sound-Dekodern, die im Analogbereich sowohl fahren als auch den eingebauten Sound aktivieren können. So ausgerüstete Loks erkennen automatisch, ob sie sich im Analog- oder im Digitalbereich befinden. Während im Analogbereich nämlich üblicherweise eine reine Gleichspannung anliegt, haben wir es im Digitalbereich mit einer Mischung aus Fahrstrom und aufmodulierten Informationen zu tun. Diesen Unterschied nutzen die Dekoder um ihren Einsatzort (analog oder digital) zu erkennen. Ein MpC-Bahner hat uns eine solche Lok zum Testen geschickt. Nachfolgend unsere Testergebnisse.

Wenn Loks mit Dekodern im Digitalbereich fahren, ist die Polung der Fahrspannung am Gleis ohne Bedeutung. Sie benutzen die Fahrspannung nur als Energiequelle und bekommen die Fahrtrichtung separat über die aufmodulierten Informationen (Dekodertelegramm) von ihrer Digitalzentrale mitgeteilt.

Befindet sich am Gleis eine reine Gleichspannung, schaltet der Dekoder auf Analogbetrieb um. Die Fahrspannung selbst wird auch hier wieder nur als Energiequelle genutzt. Die Festlegung der Fahrtrichtung erfolgt jetzt über die Polung der Fahrspannung beim Anfahren. Ist die Lok dann erst einmal losgefahren, kann man die Polung am Gleis ohne weiteres vertauschen ohne dass sich dadurch ein Richtungswechsel der Lok ergibt. Der Dekoder gleicht eine solche Umpolung während der Fahrt automatisch wieder aus.

Allerdings kann man dem Dekoder mit einer solchen Umpolung während der Fahrt sozusagen ein "Ping" (und mit mehreren raschen Umpolungen in Folge) schließlich sogar ein komplexes "Morsetelegramm" übermitteln. Und genau diesen Effekt macht man sich zum Aktivieren unterschiedlicher Sounds zunutze. Bei der getesteten Lok, einer Union Pacific 2480, kann man damit z.B. die folgenden Funktionen auslösen:

Pfeife einschalten (oder ausschalten)
    1x Umpolen
Glocke einschalten (oder ausschalten)
    2x schnell hintereinander Umpolen
    Nach dem Ausschalten der Glocke läutet diese noch ca. 3-4mal nach.
Vorbeifahrgeräusch erzeugen (Doppler-Effekt)
    1. Pfeife einschalten durch 1x Umpolen,
    2. mindestens eine Sekunde warten,
    3. Doppler-Effekt einschalten durch 2x schnell hintereinander Umpolen,
    4. Pfeife ausschalten durch 1x Umpolen.

    Nach Einschalten des Doppler-Effekts durch das zweimalige Umpolen (Punkt 3) wird die Frequenz des laufenden Pfeifengeräuschs geringfügig abgesenkt: Der Betrachter gewinnt dadurch den Eindruck, die soeben noch auf ihn zugefahrene Lok würde sich nun von ihm entfernen.

Probleme gab es in sehr seltenen Fällen beim Anfahren der Lok, wenn sie die Fahrtrichtung nicht einwandfrei erkannt hat und trotz positiver Impulse (also Vorwärtsfahrt) in Rückwärtsrichtung losgefahren ist. Die MpC verwendet zur Geschwindigkeitserzeugung nämlich nicht reinen Gleichstrom sondern Impulse. Und im Stand (bzw. ganz allgemein in den Impulspausen) liegt eine negative Prüfspannung am Gleis um auch im Stand eine Besetztmeldung zu erhalten.

Um das volle
Geräuschprogramm beim Anfahren zu erhalten, haben wir für die Anfahrcharakteristik den größtmöglichen Wert (a99) eingestellt. So dauert es zwar relativ lange, bis die Lok tatsächlich Fahrt aufnimmt. Die sehr langsame Anhebung der Geschwindigkeit bewirkt aber, dass der Dekoder den Vorgang "Anfahren" erkennt und die unteren Geschwindigkeitsstufen dann zunächst noch nicht zum Fahren sondern für das Abspielen einer Inbetriebnahmesequenz nutzt. Erst mit Erreichen der höheren Fahrstufen setzt sich die Lok mit den üblichen Auspuffgeräuschen in Bewegung.

Ähnlich ist es dann beim Bremsen. Nähert sich die Geschwindigkeit der Nullmarke, aktiviert der Dekoder ein
Bremsenquietschen.

Film abspielen Film abspielen Anfahren, Pfeifen, Doppler-Effekt, Bremsenquietschen (56 sec, 8.5 MB)

Film abspielen Film abspielen Anfahren, Bimmeln, Bremsenquietschen (36 sec, 5.4 MB)

Während sich das einmalige Umpolen der Lok und damit das Ein- oder Ausschalten der Pfeife relativ einfach mit dem MpC-Befehl "RU" (Richtungsumkehr) bewerkstelligen läßt, musste für das rasch aufeinander folgende zweimalige Umpolen ein neuer Befehl hinzugefügt werden. Er wird mit der Eingabe "RU2" ausgelöst und bewirkt zwei Umpolvorgänge im Abstand von ca. 0.13 Sekunden. Der neue Befehl ist ab sofort in MpC 3.6 verfügbar.

Sehr praktisch ist es z.B. sich zwei Aktionen zu schreiben, die jeweils nur durch einen Taster (Schalter) ausgelöst werden. Im Befehlsfeld für das Einschalten der einen Aktion steht dann RU und bei der anderen steht RU2. Für die angewählte Lok kann das jeweilige Geräusch dann vom Stelltisch aus durch Drücken des betreffenden Tasters gestartet bzw. beendet werden.

Der Preis der getesteten Union Pacific 2480 liegt bei ca. 350 Euro. Die Lok wird laut Packungsaufkleber in Korea gefertigt.

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